14.08.2023
Israelsonntag

Am 13. August feierte die Stadtkirchengemeinde ihren Gottesdienst im Zeichen des "Israelsonntags" und eröffnete ihn mit einer besonderen Liturgie an der Stätte der Mahnung. 

Die Evangelische Stadtkirchengemeinde Wittenberg trägt eine besondere Verantwortung im Blick auf das Verhältnis von Christen und Juden in der Vergangenheit und Gegenwart. Die 1988 errichtete Stätte der Mahnung – ein Bodendenkmal als Gegenstück zur Schmähplastik, die aus dem Mittelalter stammt – ist ein Zeichen für die Übernahme dieser Verantwortung. Die Bronzeplastik wurde ergänzt durch die Pflanzung einer Zeder (1991) und durch einen zuletzt im April 2023 angepassten Text des erklärenden Schrägaufstellers. 

Der Gottesdienst am Israelsonntag soll ein Baustein sein im Rahmen mehrerer, regelmäßiger Veranstaltungen an der Stätte der Mahnung, die es schon seit langem gibt (u. a. zum Gedenktag an die Opfer des Holocaust am 27. Januar oder zum Gedenktag an die Reichspogromnacht am 9. November). So begann der Gottesdienst an der Stätte der Mahnung mit einer für diesen Tag entwickelten Liturgie, die von Dr. Hanna Kasparick, Dr. Kornelia Winkelmann und Pfarrer Matthias Keilholz gestaltet wurde. Einige Auszüge daraus:

An diesem Ort stehen wir – mit der Schuld, die unsere Kirche trägt.
An diesen Ort stellen wir uns – Aug‘ in Auge mit dem Schmähbild, das von Christen-Schuld schreit.
Der Stein in unserer Mauer: So lange hat er die verhöhnt, die Du liebst.

An diesem Ort stellen wir uns als Kirche – von Christus gerufen, gerufen, ohne zu hören.
Gerufen, um umzukehren. [...]

An diesem Ort stehen wir – und erinnern an die Kinder Deines Bundes, deines einen heiligen Volkes Israel [...]

An diesem Mahnmal stehen wir [...] und sehnen uns nach Deinem Geist.
[...] Damit wir einsehen. Und einstehen.

In der Predigt zum vorgeschlagenen Text 5. Mose 4,5-20 betrachtete Pfarrer Keilholz die Segnungen und Verheißungen, die Israel gegeben sind ebenso wie die Aufgabe, Segen für alle Völker zu sein – eine Verheißung, die Gott dem Stamvater Abraham gegeben hatte (1. Mose 12,1-4). Leben, das Auswirkungen hat durch einen Gott, der mit seinen Menschen im Gespräch ist. Drei Gedanken aus der Predigtzusammenfassung.

1. Gott hat sein Volk geleitet und Großes an Israel getan. Es ist gut, die Geschichte Gottes mit seinem Volk anzuschauen, die Verheißungen (neu) wahrzunehmen und Gott zu loben.
2. Christen haben Teil an diesen Verheißungen, weil sie durch den Juden Jesus, den Sohn Gottes, in die Geschichte Gottes mit seinem Volk hineingenommen sind. 
3. Christen tragen immer noch und heute erst Recht eine große Verantwortung für Israel, für ihre jüdischen Geschwister, für das Gespräch miteinander, für Zusammenarbeit und Versöhnung. 


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