An der Südostecke der Stadtkirche Wittenberg befindet sich seit etwa 1290 ein Hohn- und Spottbild auf die jüdische Religion. Schmähplastiken dieser Art, die Juden in Verbindung mit Schweinen zeigen – Tiere, die im Judentum als unrein gelten – waren besonders im Mittelalter verbreitet. Es existieren noch etwa fünfzig derartige Bildwerke.
Das Mahnmal unterhalb der Schmähplastik wurde im November 1988 enthüllt, fünfzig Jahre nach dem Beginn der Judenpogrome im nationalsozialistisch beherrschten Deutschland. Die in Bronze gegossene Bodenplatte zeigt vier gegeneinander verkippte Trittplatten, die aussehen, als seien sie in morastigem Untergrund verlegt. Die Fugen ergeben ein Kreuzeszeichen.
Der umlaufende Text verbindet die Inschrift der Schmähplastik mit dem Holocaust: „Gottes eigentlicher Name / der geschmähte Schem Ha Mphoras / den die Juden vor den Christen / fast unsagbar heilig hielten / starb in sechs Millionen Juden / unter einem Kreuzeszeichen.“ Dazu steht in hebräischer Schrift der Beginn von Psalm 130: „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir“.
Neben der Pflege und Weiterentwicklung dieses Gedenkortes weist die Stadtkirchengemeinde jährlich in zahlreichen Veranstaltungen auf die Verbundenheit mit dem jüdischen Volk hin. Eine Auswahl von Texten und berichten finden Sie hier zum download.
Als Fachliteratur empfehlen wir: Jörg Bielig / Johannes Block / Harald Meller / Ernst-Joachim Waschke (Hrsg.): Die »Wittenberger Sau« - Entstehung, Bedeutung und Wirkungsgeschichte des Reliefs der sogenannten »Judensau« an der Stadtkirche Wittenberg. Halle 2020. |
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