31.10.2023
Selig sind ...

Im Festgottesdienst zum Reformationstag in der Stadtkirche St. Marien sprach der Leipziger Kirchengeschichtler Dr. Klaus Fitschen über Anspruch und Zuspruch der Seligpreisungen. 

Was sind die Seligpreisungen der Bergpredigt, die der Evangelist Matthäus notiert hat? Sind sie unerfüllbarer Anspruch oder Zuspruch? Irreale Sicht auf das Christenleben oder reale Sicht auf Gottes Möglichkeiten? Mit der Bergrpedigt kann man keine Politik machen, so meinte Helmut Schmidt, vielleicht auch schon Bismarck. Vielleicht taugt sie ja nur für "Premiumgestalten" der Christenheit, wie etwa Franz von Assisi und einige unerkannte Auserwählte in Klöstern. 

Klaus Fitschen forderte in seiner kurzweiligen Predigt in der Stadtkirche dazu auf, genauer hinzuschauen. Zuerst seien die Seligpreisungen kein Katalog von Handlungen, die ein Christ erfolgreich abzuarbeiten habe. Das habe schon Martin Luther in seiner Auslegung der Bergpredigt klargemacht. Schließlich war das ein Teil seines reformatorischen Programms. Ganz im Gegenteil seien sie Zusagen Gottes, die zugleich eine andere Sicht auf die Wirklichkeit ermöglichten.
Genausowenig taugen sie für das stille Kämmerlein. Privat sei man wohl "Hans oder Klaus". Aber das enthebt nicht der Verantwortung für die Welt - weder Amtsrträger noch jeden Christen.
Für viele seien die erschreckenden Ereignisse in der Welt Schreck-Gespenster: sie gruseln, aber im Grunde werde das Übel der Welt damit auch verdrängt. Dagegen spiegeln die Seligpreisungen den Zustand der Welt, weil gerade nichts so ist, wie sein sein soll. Sich dem auszusetzen und die Zusagen Gottes zu hören, fordert dazu auf, aktiv zu werden für Recht und Gerechtigkeit, für Frieden, für den Nächsten. Die Bergpredigt müsse wieder ihre Strahlkraft gewinnen durch einen Glauben, der eben keine Privatsache ist, sondern in der Welt handelt. 

Der Festgottesdienst wurde mitgestaltet von Pfarrer Fabian Mederacke und Lektorin Cornelia Winkelmann sowie von der Kantorei unter Leitung von Christoph Hagemann. 


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